Milk & Honey 2018, 3yo, 66.6%, WB

Die Whiskybase begleitet mich und sehr viele andere Whisky-Enthusiasten seit Jahren, warum also nicht eine spannende Abfüllung aus bzw. für die Community auswählen, um einen Beitrag für das Genusstagebuch zu verfassen? Ganz besonders interessant für mich, weil Abfüllungen aus der World Whisky Range von Anfang an in meinem persönlichen Fokus gestanden sind. Tropisch gereifte Single Malts erachte ich als oftmals grandiosen und völlig neuartigen Beitrag für den eigenen Geschmack – man denke nur an meine fast uneingeschränkte Liebe für Whisky aus Indien, im Speziellen Paul John und Amrut. Israel (Tel Aviv im Detail) liegt natürlich nicht in den Tropen, eine besonders schnelle Reifung durch die dort vorherrschenden klimatischen Bedingungen ist aber trotzdem zu erwarten. Man spricht hier konkret von matured at the dead sea – was ja mitunter zu den heißesten und trockensten Orten der Erde zählt.

Das neueste release des unabhängigen Labels Whiskybase wurde zum Jubiläum der 210.000 Flasche in der Whiskybase-Datenbank veröffentlich. Und es handelt sich um eine höchstinteressante Abfüllung von der Milk & Honey Destillery aus Tel Aviv. Ein klein wenig verrückt ist hier die Fasslagerung: ein Granatapfelwein-Fass. DAS gehört sicherlich mit zum Ungewöhnlichsten was man bis dato gesehen (und getrunken) hat. Der israelische Single Malt ist 3 Jahre alt (10/2018-7/2022) und wurde mit einer brachialen Stärke von 66.6% abgefüllt. Durch die speziellen klimatischen Bedingungen ergibt sich eine besonders schnelle Reifung des Whiskys binnen weniger Jahre.

Farbe:
Hustensaft

Nase:
Anfangs ist da nicht viel los: verschlossen, high ABV und ein bisschen unnahbar. Immerhin reden wir hier von satten 66.6% Alkohol! Mit der Zeit kommen dann doch allerlei Aromen daher: Möbelpolitur, gewachstes Leder, verstaubte Eichenmöbel. Passt das hier her – immerhin hab´ ich da einen Malt mit dem zarten Alter von 3 Jahren im Glas!? Wo ist die Fruchtigkeit vom crazy cask? Mit Geduld eröffnet sich ein feines Aroma roter Früchte – eingepackt in frischem Wachspapier. Alte, gesetzte Aromen überwiegen nach wie vor, tiefe Sherryfrucht- und Würze, Leder, Politur, staubige Möbel – insgesamt irritierend ob dem sehr jungen Alter. Aber die dead sea matuaration macht es möglich.

Gaumen:
Eine Wucht, alter Schwede! Der extrem hohe Alkoholgehalt drückt hier ordentlich aufs Gas! Satt! Aber die schier unnahbare Nase setzt sich am Gaumen nicht unbedingt fort: da sind klare Noten von roten Früchten, gezuckerten Früchten. Vielleicht am Besten mit Himbeersirup zu beschreiben. Auch reife Erdbeeren. Eine seltsame Anwandlung von gesalzenen Kirschen kommt in den Sinn und eine für viele bekannte Note: After Eight! Also Menthol, Schokolade, ein bisschen gezuckertes Gelee. Ein Hauch Salz ist nicht zu verleugnen. Noten von Leder und Politur bleiben stark präsent, eingetüncht in Mentholsirup (eine klare Folge des hohen ABV). Schließlich wird alles durch eine feine Note von Riccola-Kräuterzuckerl abgerundet.

Abgang:
Stark mit Menthol, Kräutern, Schokolade und einem Hauch Meeresprise. Durch den hohen Alkoholgehalt durchaus eher lang.

Kommentar:
Eine super-spannende Abfüllung! Fair bepreist, auch wenn es sich hier um einen jungen Malt handelt. Aber auf Grund der speziellen klimatischen Bedingungen, reifer als Andere! Die Fasslagerung ist einfach nur: schräg! Viel Geduld wird vorausgesetzt!

Empfehlung:
Als ausgesprochener Fan der World Whisky Range – ja, jedenfalls! Obwohl klar ist, dass das nicht jedermanns/frau Sache ist! Aber: eine Bereicherung!

Spruch:
Heiliger Granatapfel – was wird das?

Preis:
90€ (AT/DE/NED – 12/2022)

Baselink: Milk & Honey 2018 Pomegranate