Jeder Genießer hat seine Vorlieben im Bereich der hochprozentigen Genüsse. Das reicht von klassisch gereiften Malts aus dem Ex-Borbon Cask bis hin zu jungen Malts mit nettem Finish oder einfach nur dunkler Suppe. Je dunkler, desto besser verkauft es sich, sagt man.
Ich persönlich kann jeder Lagerung, jedem Alter und sogar vielen Finishes etwas abgewinnen. Auch junge wilde Malts mit Charakter und manchmal einer gewissen Unreife habe ich oft und gerne im Glas. Meine große Aufmerksamkeit wird aber immer Whiskys mit maritimem Charakter gelten, Herkunft egal.
Ganz subjektiv gesprochen macht’s die Mischung aus. Mal dies, mal das. Nur nicht den Weitblick und die Vielfalt aus den Augen verlieren, so mein Gebot!
Diese Abfüllung von The Caskhound zählt ganz klar zur Kategorie jung & wild. Aber als Vintage 2014 gibt’s quasi eine Altersangabe und insgesamt völlige Transparenz bis hin zu einem Islay-Malt mit Namensbekenntnis. Das klingt spannend – und ist es auch!

Farbe:
Helles Bernstein.
Nase:
Sofort macht sich eine klare Meeresbrise bemerkbar, eigentlich fast schon starker Wellengang und Sturm – es herrscht ein klare maritime Note vor! Es folgt trockener Holzrauch und ein Duft von längst angeschwemmtem und von der Sonne getrocknetem Schwemmholz an einem Kiesstrand. Nicht zu verachten ist die Gewürznote, die reicht von ganzem schwarzen Pfeffer, Gewürznelken bis hin zu Zimt. Je länger der Malt im Glas bleibt, desto klarer wird eine Specknote, geräucherter Speck um genau zu sein! Mit Wasser kommen vorher weniger offensichtliche Noten von hellen Früchten wie Zitrone (nicht unerwartet) und Orange daher, vielleicht sogar verdünnter Multivitaminsaft. Sogar ein Hauch Salzkaramell oder gar Erdnussbutter kommen in den Sinn.
Gaumen:
Am Gaumen gibt es vorerst ganz klare Eindrücke: trockenes Holz, seaweed, Rauch & Asche und jede Menge Salz. Das ist keine Meeresbrise mehr, das ist grobes Meersalz auf der Zunge. Auch die Gewürze sind wieder präsent, sehr ähnlich zum Aroma: Nelken, Pfeffer, bitterer Zimt (geröstet) und auch Kardamom. Gebratener Speck kommt hinzu, ein bisschen charred oak.
Verdünnt ist der Malt viel geschmeidiger, gesalzene Zitronen und Orangen geben mehr Fruchtigkeit, der Rauch wandelt sich hin in Richtung nassem Lagerfeuer von Nadelholzzweigen. Der Rauch vom Lagerfeuer ist dicht (und feucht), die Asche bleibt.
Abgang:
Im Abgang tümmeln sich leicht bittere Noten, eine Kombination aus Eiche und Gewürzen. Deutlicher Rauch & Asche.
Kommentar:
Das ist offensichtlich ein junger und wilder Caol Ila: total klare maritime Ausprägung mit würzigem Touch, deutlich rauchig und mit Charakter. Das Turbo-Finish im Rum Blood Tub klingt ziemlich spannend, drückt dem Malt jedoch geschmacklich keinen offensichtlichen Stempel auf. Weder besonders zesty wie von vielen Rum-Finishes bekannt, noch extra süß (aber da würden wohl PX oder Amontillado die Nase vorne haben). Interessant jedenfalls. Diese Abfüllung ist jung und wild – was sehr oft zu stark rauchigen Malts passt – und hat Dampf im Gepäck.
Empfehlung:
Wer einen gut bepreisten jungen wilden Caol Ila mit ungewöhnlichem Finish sucht, ja jedenfalls! Der Preis ist fair und hilft hoffentlich den Whisky seiner Bestimung zuzuführen: ihn zu trinken! Für Freunde der klassischen Ex-Bourbon-Reifung kommen aber bei Gelegenheit andere Abfüllungen, oder?
Spruch:
Da ist Salz in der Suppe!
Preis: 67,90€ nur bei Tastings (11/2022)
Baselink: Caol Ila 2014 TCaH